Mit dieser Ausgabe wird die Klinische Sozialarbeit als Profession und Disziplin selbst in den Blick genommen. Die Herausgeber:innen beziehen sich damit vor allem auf das Heft 3/2020, in dem ein Rückblick auf 15 Jahre Klinische Sozialarbeit vorgenommen wurde. Seinerzeit wurde – insbesondere durch den Beitrag „Klinische Sozialarbeit 2020 – Wo stehen wir“ von Dieter Röh – ein Diskurs angestoßenen, den in der aktuellen Ausgabe explizit weitergeführt werden soll. In dieser Fortsetzung wird die klinische Sozialarbeit in ihrer Eingebundenheit in die Lebenswelten ihrer Adressat:innen, in ihrer Verwobenheit in aktuelle gesellschaftliche Verhältnisse sowie auch in Verbindung zu weiteren Professionen in psychosozialen Arbeitsfeldern betrachtet.
Zu Beginn geht Christoph Walther direkt auf den Beitrag von Dieter Röh aus der Ausgabe 3/2020 und greift dabei die alte Tradition des Briefeschreibens als eine Form der diskursiven Auseinandersetzung zwischen Wissenschaftler:innen auf. Dabei plädiert Walther für einen sehr pragmatischen Weg. Er rät dazu, weniger auf die Anerkennung der Fachlichkeit Klinischer Sozialarbeit von „Außen“ zu hoffen und nicht zu viel an Energie in dieses Ziel zu stecken. Stattdessen hält er es für zielführender an die erreichten Erfolge anzuknüpfen und die fachliche Weiterentwicklung der Klinischen Sozialarbeit in Profession und Disziplin konsequent fortzusetzen.

Saskia Ehrhardt widmet sich der weitergehenden Frage, wie die breite Etablierung der Klinischen Sozialarbeit in der Praxis unterstützt werden könnte. Im Fokus der Überlegungen steht dabei die soziale Dimension von Gesundheit. Die bestehenden unterschiedlichen Beschreibungen dafür zeigen, dass es keine einheitliche Auffassung zu geben scheint. Erhardt stellt als Vorschlag der strukturierten Beschreibung (und Begrenzung) der sozialen Dimension von Gesundheit ein theoretisches Modell vor und setzt dieses in Beziehung zur Klinischen Sozialarbeit. Damit könnte der Anspruch auf die sozialklinische, professionelle Zuständigkeit innerhalb der sozialen Dimension von Gesundheit in den Praxisfeldern verdeutlicht und ein legitimer Handlungsraum determiniert werden.
Dario Deloie und Christine Kröger beschäftigen sich in ihrem Beitrag mit dem für die Klinische Sozialarbeit bedeutsamen methodischen Handlungskonzept der Sozialtherapie. Gegenwärtig stellt sich die Frage, wie Fachkräfte zu sozialtherapeutischem Handeln qualifiziert werden. Dies berührt unmittelbar das Selbstverständnis Klinischer Sozialarbeit und deren zukünftigem Stellenwert im Gesundheits- und Sozialwesen. Nach der erfolgreichen Implementierung von sozialarbeiterischen Masterstudiengängen geht es nun um die konkrete formale und inhaltliche Ausgestaltung einer nächsten Weiterqualifikationsstufe. Aktuell wird durch die Sektion Klinische Sozialarbeit ein Curriculum zu einer Weiterbildung in Sozialtherapie erarbeitet. Da bislang offen ist, wie groß die Nachfrage nach einer mehrjährigen Sozialtherapie-Weiterbildung nach dem Masterabschluss sein wird, haben die beiden Autor:innen eine Online-Erhebung durchgeführt, die das Interesse und die Motive von Fachkräften erkundet. Im Beitrag werden zentrale deskriptive Befragungsergebnisse präsentiert und deren Implikationen für die Konzeption der Weiterqualifizierung diskutiert.
Der anschließende Beitrag von Melanie Zeller und Anna Gamperl bietet einen spezifischen Blick auf die Entwicklungen der Klinischen Sozialarbeit in Österreich. Die beiden Autorinnen widmen sich der Frage, was unter den österreichischen Rahmenbedingungen der Mehrwert sozialtherapeutischer Interventionen gegenüber Interventionen von Psychotherapie, Pflege oder Medizin ist? Neben aktueller, österreichischer Literatur werden auch Überlegungen von Studierenden im Abschlusssemester des Masterstudiums am FH Campus Wien zur Beantwortung der Fragestellung herangezogen. Mit dieser Rahmung wird ein Status Quo nach 15 Jahren Klinischer Sozialarbeit und sozialtherapeutischer Praxis aufgezeigt.
Zum Abschluss befasst sich Kolja Heckes in seinen Ausführungen mit Palliative Care und der Herausforderung der empirischen Erfassung des Gegenstands Sozialer Arbeit in diesem Handlungsfeld. Sein Beitrag zeigt, dass die mögliche Gestalt von Klinischer Sozialer Arbeit sehr wesentlich durch das Umfeld und die jeweiligen Netzwerke konstituiert
und bestimmt wird. Die Ergebnisse seiner Forschung zeigen, dass die Ausformung der Tätigkeiten von Klinischen Sozialarbeiter*innen in denselben Handlungsfeldern vielschichtige Formen annehmen kann.
Das Editorial, das Inhaltsverzeichnis sowie der Beitrag von Christoph Walther stehen als PDF hier als Download zur Verfügung. Die vollständige Ausgabe kann bei der Deutschen Gesellschaft für Soziale Arbeit im Gesundheitswesen e.V. als Einzelheft bestellt werden.