Trinationale Arbeitsgruppe „Qualitätskriterien Sozialer Diagnostik“ (QuaSoDia)
„In social diagnosis there is the attempt to arrive at as exact a definition as possible of the social situation and personality of a given client.“ (Richmond, 1917, S. 51
Soziale Diagnostik ist eine Kernkompetenz Sozialer Arbeit. Sie ist zentrale Aufgabe und zugleich ein noch lange nicht abgeschlossenes Projekt. Soziale Diagnostik verstehen wir als Prozess des Fallverstehens und Erklärens von bio-psycho-sozialen Problemlagen. Das Resultat Sozialer Diagnostik ist die soziale Diagnose als methodisch und empirisch fundierter Ausgangspunkt für jede Intervention. Eine Reihe von offenen Fragen stellen sich jedoch in Bezug auf Qualitätskriterien von Instrumenten und Prozessen Sozialer Diagnostik.
Instrumente – Für die Praxis existieren bereits eine Vielzahl an Diagnostikinstrumenten (bspw. Netzwerkkarte, Inclusionschart, Koordinaten psychosozialer Diagnostik). Bislang fehlt jedoch eine vertiefte Auseinandersetzung mit der Frage, wie für die Wissenschaft und Praxis der (Klinischen) Sozialen Arbeit sinnvolle Qualitätskriterien abgeleitet, festgelegt und ausgestaltet werden können.
Prozesse – Diagnostische Prozesse sind durch Logiken der Versorgungslandschaft, Zielgruppenspezifika, organisationale Rahmenbedingungen, Beziehung zwischen Klient:innen und Sozialarbeitenden, inner- und außerorganisationalen Kooperationen und professionelle Autonomie bestimmt. Die Auswahl und Nutzung von Instrumenten kann aus dieser Perspektive nicht isoliert von Prozessen betrachtet werden. Sie formieren das professionelle Handeln. Es stellen sich Fragen nach theoretischen Bezügen, ethischer Fundierung, Reflexion und methodischem Können.
Hintergrund der AG
Systematisch wurden diese Fragen bisher nicht zusammengetragen. So ist z.B. offen, wo und wie sich Qualitätskriterien und Vorgehensweisen zur Einhaltung im aktuellen theoretischen und empirischen Diskurs finden lassen. Mit diesem Anliegen hat sich im November 2019, auf Initiative des Schweizerischen Fachverbandes für gesundeitsbezogene Soziale Arbeit (SAGES) und der Deutschen Vereinigung für Soziale Arbeit im Gesundheitswesen (DVSG), die AG Qualitätskriterien Sozialer Diagnostik (QuaSoDia) gegründet. Mit rund 30 Teilnehmenden aus Wissenschaft, Fachverbänden und Praxis bildet die trinationale AG einen Zusammenschluss von im Diskurs der Sozialen Diagnostik und Klinischen Sozialen Arbeit etablierten Akteur:innen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz (D-A-CH). Ziel der AG QuaSoDia ist die Analyse der Wirksamkeit und Validität von Instrumenten und Prozessen Sozialer Diagnostik. In regelmäßig stattfindenden Treffen arbeiten die Mitglieder an verschiedenen Projekten in themenspezifischen Unterarbeitsgruppen und führen ihre Erkenntnisse in viermal jährlich stattfindenden online-Plenumsdiskussionen zusammen. Darüber hinaus finden seit 2022 jährliche Präsenzworkshops beteiligter Wissenschaftler:innen statt. Daraus sind bereits zahlreiche Publikationen und Vorträge hervorgegangen.
Aktuelle Projekte der AG QuaSoDia sind die Entwicklung eines Wörterbuchs Soziale Diagnostik und die Untersuchung der nationalen sowie internationalen Debatte zu Qualitätskriterien Sozialer Diagnostik mithilfe eines „multidimensional evidence-based Scoping Review“ (entlang des MEBP Modells nach Petr & Walter, 2009).
Weitere Informationen zu dem Review finden Sie hier.
(Stand: 11/2024)
Ansprechpartner:innen:
Prof. Dr. Tom Friedli (Fachhochschule Nordwestschweiz)
Mail: tom.friedli@fhnw.ch
Weitere Informationen finden Sie hier.
Prof.in Dr.in Anna Lena Rademaker (Hochschule Bielefeld)
Mail: anna-lena.rademaker@hsbi.de
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